Donnerstag, 03UTCThu, 03 Aug 2017 18:23:33 +0000 3. August 2017
Interviews mit Geschäftsführung und Künstlerischer Leitung
Andreas Hedrich – Geschäftsführung
Was ist PLAY – Creative Gaming Festival?
Beim Creative Gaming Festival geht es ums Selbermachen und Experimentieren, um Austausch, den Spaß am Spielen, um Inspiration und vor allem um Gemeinschaft. PLAY17 ist die Plattform für alle, die mit Games arbeiten, sie entwickeln und lieben.
Workshops, Ausstellungen, internationale Gäste, ungewöhnliche Kunstaktionen und der internationale Creative Gaming Award sind nur einige der Highlights des Programms, das insgesamt aus über 120 einzelnen Programmpunkten besteht. Das PLAY – Creative Gaming Festival findet vom 1. bis zum 5. November 2017 zum zehnten Mal statt und verwandelt Hamburg in ein Experimentierfeld für digitale Spiele
Und was ist so besonders an dem Festival?
PLAY ist wichtig, um sichtbar zu machen, dass digitale Spiele nichts mit dicken und doofen Gamer*innen zu tun haben, sondern eine Leitkultur sind. Games erzählen Geschichten, geben Impulse und regen kreative Prozesse an. Sie beeinflussen andere kulturelle Formen, wie das zeitgenössische Theater oder die bildende Kunst und bieten diverse Anlässe, um partizipativ zu werden.
Games sind keine Aliens. Sie sind aus unserer Kultur heraus entstanden und befriedigen das Grundbedürfnis der Menschen, zu spielen, sich auszuprobieren und in andere Rollen zu schlüpfen. Und da kommt das Creative Gaming Festival mit einem Programm, bei dem man verstehen kann, was mit der digitalen Spielkultur gemeint ist! Hier kann ich man anfassen und ausprobieren.
PLAY gibt es nun schon zehn Jahre, warum hält sich das Festival so gut und wächst von Jahr zu Jahr?
PLAY ist jedes Jahr wichtig, denn es greift Veränderungen auf. Nur wer an Systemen bastelt und sie weiterdenkt, kann auch Veränderungen herbeiführen. Möglich wird das durch den weltweit einzigartigen multidimensionalen Ansatz. Das Festival greift jährlich ein zentrales Thema auf, das eine große gesellschaftliche Relevanz aufweist, um innovativ und wegweisend zu bleiben.
Christiane Schwinge – Künstlerische Leitung
PLAY17 steht unter dem Motto „The Time is Now“. Was hat denn die Zeit mit dem digitalen Spiel zu tun?
Da gibt es ganz verschiedene Verknüpfungen. Als Erstes fällt den meisten dazu sicherlich die Zeit als grundlegender Spielmechanismus ein. Zeitkritische Spiele, bei denen man innerhalb eines vorgegebenen zeitlichen Rahmens Aufgaben lösen muss, also gegen die Zeit spielt, gehören ebenso dazu, wie Spiele, in denen man beispielsweise die Zeit zurückdrehen kann, um die Spielhandlung zu beeinflussen. Ein weiteres wichtiges Thema in dem Zusammenhang ist natürlich auch die Zukunft des Spielens: Wie sehen Games in zehn Jahren aus? Welche Interfaces werden genutzt und wie entwickeln sich Virtual und Augmented Reality Games? Wie werden die Spieler in Zukunft mit dem Spiel verschmelzen? Daneben werden viele kleinere Fragestellungen wie Tod in Spielen, historische Darstellungen oder archäologische Spurensuche in Games eine Rolle spielen. Auch Themen wie Zeitmanagement in der Entwicklung von Games oder beim Spielen selbst werden aufgegriffen.
Und wie wirkt sich das auf das Programm aus?
Auch in diesem Jahr zieht sich das Festivalthema wie ein roter Faden durch alle Formate des Festivals. So gibt es beispielsweise Game Design Workshops für Schulklassen, in denen die Variable Zeit genauer untersucht wird oder Phänomene wie Speedruns oder Walkthroughs unter die Lupe genommen werden. Impulse zum Thema Zeit im Storytelling gehören ebenso zum Programm wie Diskussionsrunden, in denen sich bekannte Gäste über „The Time is Now“ aus unterschiedlichen Perspektiven austauschen. In der Ausstellung werden Games und Installationen zu sehen und zu spielen sein, die ganz ungewöhnliche Zugänge zu Zeit in Spielen haben. Und nicht zuletzt spiegelt sich in unserem Festivalthema auch unser zehnjähriges Jubiläum wieder. Wir zeigen beispielsweise die Ergebnisse der PLAY Labs der letzten Jahre und es wird auch eine Gala mit den besten PLAY Formaten geben.
Vera Marie Rodewald – Künstlerische Leitung
Welche Highlights im Programm erwartet die Besucher*innen des PLAY – Creative Gaming Festival in diesem Jahr und welche Besucher*innen erwartet ihr?
In diesem Jahr nehmen wir uns Zeit für Vergängliches, Kommendes und Bestehendes. Das zeigt sich auch im Programm. Bei der PLAY Geburtstagsgala am Donnerstagabend werfen wir einen Blick auf zehn Jahre medienpädagogische Arbeit mit Games und sprechen mit Weggefährten*innen der Initiative Creative Gaming. Wie sich digitale Spiele kreativ nutzen lassen, können die Besucher*innen dann an den zahlreichen offenen Mitmachstationen in der Zentralbibliothek und in der Markthalle direkt ausprobieren. Am Freitagabend findet zum dritten Mal unser Poetry Slam mit Games-Poesie statt, bei LABOURGAMES entwickeln 50 Schüler*innen über drei Tage neue Spielideen und am Samstagabend verleihen wir erneut den Creative Gaming Award an die innovativsten Nachwuchsspiele und -konzepte.
PLAY ist ein Festival für Macherinnen und Macher, für Spielerinnen und Spieler, für Visionäre, für Neu- und Umdenker*innen. Aber PLAY ist auch ein Ort für alle, die neugierig sind und sich noch immer fragen, was an Games so faszinierend ist. Lehrkräfte können Games als neue Arbeitsmethode kennenlernen. Jugendliche können entdecken, wie sie selbst zu Programmierer*innen werden können. Studierende können erfahren, dass Games nicht nur eine Wissenschaft für sich sind. Und nicht zuletzt richtet sich PLAY an Menschen, die Kultur lieben!
In diesem Jahr werden rund 8.000 Besucher*innen erwartet. Ausgehend von der Verteilung im vergangenen Jahr sind darunter ca. 1.500 Schüler*innen, 600 Lehrende, 1.200 Studierende und 1.500 Menschen aus der Gamesbranche.
Das Festival findet an etablierten Spielorten für Hamburger Kultur statt. Welche Bedeutung hat dies für das Festival?
Wo Kultur sichtbar wird, ist PLAY zu Hause. In der Markthalle, der Barlach Halle K und der Zentralbibliothek am Hühnerposten heißt es vom 1. bis 5. November Games ausprobieren, entwickeln und diskutieren! An diesen drei Spielorten und in unmittelbarer Nähe zum Hamburger Hauptbahnhof findet in diesem Jahr das Creative Gaming Festival statt. Wie immer haben wir ungewöhnliche, unterschiedliche und überraschende Orte gesucht, an denen Games normalerweise nicht unbedingt zuhause sind.
Ihr sprecht immer von Bildung, aber Games machen doch Spaß, wie passt das zusammen?
Games sind vor allem eines: ein Experimentierfeld. Spielend können wir in andere Rollen schlüpfen, fremde Welten durchdringen und die Grenzen der Realität überschreiten. Die Dinge von einer anderen Seite betrachten, indem wir Perspektiven wechseln und diese Erfahrungsräume selbst gestalten, sind ein wichtiger Motor für Bildungsprozesse. So lautet das Motto von Creative Gaming „Mit Spielen spielen!“ und das heißt, zu erleben, wie man digitale Spiele verändern, manipulieren, kreieren und weiterentwickeln kann. Die Rolle von digitalen Spielen wird insbesondere in den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Gesellschaft und Kultur in den Blick genommen.
Wie ist PLAY17 aufgebaut?
Das Festival startet mit der großen Vernissage am Mittwochabend (1. November) in der Markthalle und der Barlach Halle K. Am Donnerstag (2. November) und Freitag (3. November) finden diverse Workshops, u. a. für Schulklassen, Studierende und Lehrkräfte statt. Am Samstag (4. November) gibt es auch Workshops für Fortgeschrittene und Experten*innen. Am Sonntag (5. November) ist der Familientag. An allen Tagen wartet die Ausstellung in der Barlach Halle K auf die Besucher*innen. Daneben gibt es Performances, Diskussionsrunden und ein unterhaltsames Abendprogramm, z. B. den PLAY Poetry Slam, den wir zum zehnjährigen Festivaljubiläum zurück auf die Bühne holen.